"Nicht in der Richtung der Kunst liegt die Kraft, sondern in der freien Entfaltung der eigenen Individualität, im Unverborgenen und Wahrhaftigen.“

Archip Kuindshi (1841-1910)

Die Galerie J&L Fortak wurde 1999 gegründet. Unsere Zielsetzung liegt in der Realisierung von Ausstellungen und internationalen Kunstprojekten, die Werke zeitgenössischer russischer Künstler aus dem In- und Ausland präsentieren. Unser besonderes Augenmerk gilt der so genannten „zweiten Kultur“. Diese Sammelbezeichnung steht für eine Bewegung, die sich Ende des XX. Jahrhunderts als eine feste Größe in der russischen Kunst etabliert hat. Werke von diesen Malern befinden sich in den zwei größten Museen russischer Kunst: im Staatlichen Russischen Museum St. Petersburg und in der Staatlichen Tretjakow Galerie Moskau, sowie in den Museen in Europa und den USA.


Das Schaffen der in der Galerie vertretenen Künstler ist vor allem durch die Auseinandersetzung mit den diffizilen Rahmenbedingungen der Kunst Russlands in den letzten drei Jahrzehnten zu verstehen. Wie hinlänglich bekannt, entwickelten sich Kunst und Kultur der Vor-Perestrojka-Zeit im Spannungsfeld der inneren systempolitischen Konflikte. Aus diesem Grund besaß sowohl die offizielle, staatlich geförderte Kunst im Dienste des Sozialismus wie auch die nichtkonforme, aus dem Untergrund operierende Kunst der Gegenkultur einen mehr oder minder deutlichen politischen Bezug.
Neben diesem, des Öfteren dokumentierten, Spannungsverhältnis in der russischen Kunst gab es aber auch das breite künstlerische Spektrum der so genannten „zweiten Kultur.“ Die Ausdrucksformen der „zweiten Kultur“ orientieren sich nicht primär am gesellschaftspolitischen Überbau der historisch gegebenen Verhältnisse, sondern richten ihr Augenmerk auf die mehr zeitlosen Bedingungen menschlichen Daseins. Anknüpfend an die künstlerischen Traditionen der vorrevolutionären Epoche stellt die „zweite Kultur“ die Individualität und Authentizität menschlicher Erfahrung sowie den ewigen Kreislauf der Natur in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen.
Stilistisch ist die „zweite Kultur“ stark von Expressionismus, Primitivismus, Surrealismus und der metaphysischen Malerei geprägt. Die Weiterentwicklung der figurativen Darstellungsformen geht bis an die Grenze zum Nichtfigurativen. Obwohl sich die künstlerische Sprache und Ausdruckform der Vertreter der „zweiten Kultur“ erheblich voneinander unterscheiden, haben ihre Arbeiten doch die intensive Auseinandersetzung mit den geistigen und künstlerischen Traditionen gemeinsam. Das Schaffen der Künstler der „zweiten Kultur“ ist der Kontinuität des kulturellen und historischen Erbes von Künstlern wie Anna Achmatowa, Dmitri Schostakowitsch, Pawel Filonow, Robert Falk, Boris Pasternak und Sergej Eisenstein verpflichtet. Die Relevanz des Fortbestehens der Traditionen besteht nicht nur auf der Ebene der Ästhetik und der künstlerischen Technik. Es wird auch der Gedanke der Wiederkehr des ewig Menschlichen transportiert, das alle gesellschaftspolitischen und kulturellen Umbrüche überdauert.
Um die vielfältigen Arbeiten der Künstler der „zweiten Kultur“ auch außerhalb Russlands einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, veranstaltet die Galerie Ausstellungen und unterstützt Projekte, die dem Werk einzelner Künstler und Schulen gewidmet sind oder wichtige Themen und Zusammenhänge der „zweiten Kultur“ darstellen.
In den letzten Jahren gehörten dazu „Visuelle Metamorphosen“, eine Ausstellung des Moskauer Abstraktionskünstlers Wiktor Nikolaew, ausgerichtet 2002 im Autozentrum Toyota, Cuxhaven; Ausstellung anlässlich des 300-jährigen Jubiläums von Sankt Petersburg, die am 15. April 2003 in Hamburg eröffnet wurde und großen Widerhall sowohl in der deutschen wie auch in der russischen Presse fand; „Deutsche Baumeister des 18.-20. Jahrhunderts in Sankt Petersburg in der Malerei und Graphik der zeitgenössischen Künstler“, vorbereitet in Zusammenarbeit mit der Gruppe „Widerspiegelung“ und durchgeführt im Mai 2003 in Berlin; die Ausstellung „Die Zeit. Der Stil. Die Namen.“, die Werke von Künstlern aus den führenden Kunstschulen Russlands porträtierte. Einige der dort vertretenen Künstler – Galina Roshdestwenskaja (1923-1997), Prof. Anatoli Lukaschenok, Sergei W. Rudnew, Valery Lukka, Alexander Lozmann, Wiktor Permjakow, Lew Tabenkin, Nikolai Nasedkin, – genießen bereits ein großes Renommee auch bei Kunstkennern aus dem Ausland.


Das Schaffen dieser Maler führt vor Augen: die allgemeinmenschlichen Werte bleiben bestehen. Nicht die Werte verändern sich im Laufe der Umdenkprozesse, sondern Postulate. Die Menschen verändern sich, indem sie ihr Leben auf eine neue Art und Weise gestalten.
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